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Waschbären im Haus

Waschbären im Haus

An dieses Ereignis denken meine Frau und ich oft zurück. Es ist zwar schon einige Jahre her, aber immer wieder taucht es in unseren Gesprächen auf. Waschbären im Haus – das klingt fast wie der Titel einer abenteuerlichen Kindergeschichte.

Doch für uns war es eine unerwartete Herausforderung, die uns einiges an Kreativität und Mut abverlangte.

Die Entdeckung

In unserem alten Haus hatte ich mein Arbeitszimmer im ersten Stock, direkt unter der Dachschräge. Meine Frau behauptete schon seit einiger Zeit, dass sie immer wieder seltsame Geräusche höre, wenn ich auf Geschäftsreise war. Ich schenkte dem zunächst keine große Beachtung – bis zu jenem Abend, an dem ich alleine in meinem Arbeitszimmer saß und ein leises Fiepen direkt über mir vernahm.

Neugierig geworden, holte ich eine Taschenlampe, stieg auf den Dachboden und stieß dort auf eine kleine Überraschung: Drei winzige Waschbärjungen, eng aneinander gekuschelt. Die Mutter war nicht zu sehen, aber die Dachdämmung sah aus, als hätte jemand sie mit den Krallen bearbeitet. Mir war sofort klar, dass hier ein Waschbär ganze Arbeit geleistet hatte.

Waschbär auf dem Dach

Da ich nicht wusste, was ich mit den kleinen Eindringlingen machen sollte, packte ich sie vorsichtig in eine Katzentransportbox und stellte sie erst einmal in unseren Geräteschuppen. Ich wollte am nächsten Morgen in Ruhe nach einer Lösung suchen.

Die Rettung der Babys

Doch als ich am nächsten Morgen nach ihnen sah, war die Box leer. Die Mutter hatte in der Nacht offenbar einen Weg in den Schuppen gefunden, die Box geöffnet und ihre Jungen gerettet. Erleichtert, aber auch beeindruckt von ihrer Entschlossenheit, dachte ich zunächst, das Problem sei gelöst.

Waschbären in der Katzenbox

Doch am Abend hörte ich erneut fiepsende Laute. Diesmal kamen sie aus der Dachschräge. Die Waschbärmutter hatte ihre Jungen offenbar in einen noch unzugänglicheren Bereich verfrachtet, zwischen Dachziegeln und Dämmung. Da es Hochsommer war, wurde mir sofort klar, dass die Kleinen dort nicht lange überleben würden – es musste schnell gehandelt werden.

Mit einem improvisierten Sicherungsgurt aus einem langen Gartenschlauch wagte ich mich am nächsten Morgen auf das Dach. Behutsam entfernte ich einige Ziegel, bis ich die Jungen wieder entdecken konnte. Vorsichtig nahm ich sie heraus und legte sie erneut in die Transportbox.

Waschbärmutter auf der Suche

Kaum war es dunkel, kehrte die Waschbärmutter zurück. Sie war offensichtlich in heller Aufregung, suchte überall nach ihren Jungen und versuchte verzweifelt, sich erneut Zugang zum Dach zu verschaffen. Wir konnten sie beobachten, wie sie immer wieder an der Fassade hochzuklettern versuchte und an den Dachziegeln herumzog. Doch diesmal hatte sie kein Glück – ihre Jungen waren nicht mehr dort.

Waschbär auf der Suche nach ihren Jungen

Die Falle für Waschbären

Ein Nachbar, der von unserer Situation erfahren hatte, kam mit einer Lebendfalle vorbei. Gemeinsam setzten wir die drei Waschbärjungen in einen Eimer, stellten diesen in die Falle und warteten ab.

Waschbärjungen im Eimer

Es dauerte nicht lange, bis die Waschbärmutter auftauchte. Sie erspähte ihre Jungen, zögerte kurz und tappte dann in die Falle. Endlich waren die Familie wieder vereint, wenn auch unter besonderen Umständen.

Waschbärfalle

Ein neues Zuhause für die Waschbären

Nun stellte sich die Frage: Wohin mit ihnen? Wir wollten die Tiere nicht unnötig quälen oder sie einem ungewissen Schicksal überlassen. Also packten wir die Falle mitsamt ihrer Insassen ins Auto und fuhren einige Kilometer weit hinaus in einen Wald.

Waschbären im Wald

Dort, an einem ruhigen Parkplatz, öffneten wir vorsichtig die Falle. Die Waschbärmutter zögerte kurz, dann schnappte sie sich ihr erstes Junges und verschwand im Dickicht. Kurz darauf kehrte sie zurück, holte das zweite und dann das dritte. Mit einem letzten Blick in unsere Richtung verschwand sie schließlich in der Nacht.

Waschbären gerettet

Fazit

Waschbärbabys sind unbestreitbar süß, aber mit einem erwachsenen Waschbären will man lieber nicht aneinandergeraten. Sie sind geschickt, hartnäckig und wahre Meister der Zerstörung. Unsere ungebetenen Gäste hatten in wenigen Wochen im Dach einige Schäden angerichtet und wir mussten viel Arbeit aufwenden, um die Schäden zu beheben.

Nach dieser Erfahrung war mir eines klar: Nie wieder ein Waschbär im Haus! Am darauffolgenden Wochenende rückte ich mit Bauschaum, Drahtgittern und Holzleisten an, um jedes kleinste Loch im Dach abzudichten. Seitdem haben wir keine pelzigen Untermieter mehr – zumindest nicht in unserem Haus.

Doch wenn ich heute zurückdenke, bleibt nicht nur der Ärger über die entstandenen Schäden. Es war auch ein kleines Abenteuer, das uns gezeigt hat, wie clever und anpassungsfähig diese Tiere sind. Und wer weiß, vielleicht lebt unsere Waschbärfamilie ja noch immer irgendwo in diesem Wald, glücklich und fern von menschlichen Dächern.

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