Raulederbürste zerstört Raulederschuh
Eine falsche Anwendung kann mehr Schaden anrichten als nützen. Doch wer die Raulederbürste richtig nutzt, erhält das feine Material und spart sich aufwendige Reinigungen.
Ein Bild, das schockiert
Manchmal bekomme ich Bilder von Kunden, die mir regelrecht einen Schreck einjagen. Neulich war es ein Paar hochwertige Raulederschuhe. Die Oberfläche sah aus, als hätte jemand das Leder mit einer Schleifmaschine behandelt. Dabei war es nur die Raulederbürste.
Was war passiert?
Der feine Flor war stellenweise zerstört, einzelne Lederfasern herausgezogen. Das sah nicht nur unschön aus, sondern ließ sich auch kaum noch rückgängig machen. Ich habe den Effekt einmal im Titelbild nachgestellt – zur Warnung.
Die Ursache: Die Raulederbürste wurde falsch eingesetzt – mit zu viel Druck, zu grob, zu ungezielt.
Damit das nicht passiert, folgt hier ein Überblick über die verschiedenen Raulederbürsten, ihre richtige Anwendung und die häufigsten Fehler.
Die ideale Bürste für die tägliche Pflege
Die beste Raulederbürste für den Alltag ist oft gar keine klassische Raulederbürste. Für das tägliche Ausbürsten von Staub und leichtem Schmutz eignet sich eine Bürste mit kurzen Wildschweinborsten.

Warum?
- Sie ist sanft zur Oberfläche.
- Sie entfernt losen Schmutz ohne Druck.
- Sie hält die Fasern aufgerichtet und lebendig.
Ideal ist es, die Schuhe nach jedem Tragen kurz auszubürsten. So verhindert man, dass sich Schmutz tief in der Struktur festsetzt und verlängert die Lebensdauer des Rauleders erheblich.
Die Kreppbürste bei haftendem Schmutz
Wenn Schmutz nicht nur lose aufliegt, sondern sich schon fester auf die Oberfläche gesetzt hat, ist eine Kreppbürste das Mittel der Wahl.
Der Effekt: Durch die Reibung zieht das Kreppmaterial Schmutzpartikel sanft vom Flor.

Aber Achtung:
- Kein zu hoher Druck!
- Nicht zu lange auf einer Stelle reiben!
- Immer in eine Richtung bürsten.
Sonst kann es passieren, dass man mehr zerstört als reinigt – denn auch Krepp kann, falsch eingesetzt, Fasern aus dem Leder ziehen.
Mein Tipp: Fingerspitzengefühl. Man spürt, wann die Reibung reicht und wann sie zu viel wird.
Die Messingbürste für tiefer sitzenden Schmutz
Wenn die Wildschweinborsten und Kreppbürsten nicht mehr ausreichen, kommt der grobe Bruder zum Einsatz: die Raulederbürste mit Messingborsten.

Sie dringt tief in den Flor ein und entfernt selbst festgesetzten Schmutz. Doch hier ist besondere Vorsicht geboten:
❌ Nicht flach aufdrücken und „schrubben“.
✅ Immer mit leichtem Winkel zur Oberfläche bürsten.
✅ Sanfte Bewegungen, ohne Hektik. So kann die Bürste tief wirken, ohne das Leder zu verletzen.
Gerade bei hochwertigem Rauleder ist dieser Punkt entscheidend. Wer mit Gewalt reinigt, zahlt am Ende mit ruiniertem Material.
Häufige Fehler im Umgang mit der Raulederbürste
- Zu viel Druck: Das ist der häufigste Fehler. Eine Raulederbürste ist kein Schmutzradierer.
- Falsche Bürste für den Zweck: Nicht jede Bürste passt zu jedem Schmutz.
- Keine Richtung: Wildes Bürsten ohne Richtung verwirrt die Fasern und beschädigt die Struktur.
- Unregelmäßige Pflege: Wer selten bürstet, muss später härter reinigen und riskiert Schäden.
Fazit: Weniger ist mehr – mit Gefühl bürsten
Die Raulederbürste ist ein wichtiges Werkzeug zur Pflege von Raulederschuhen aber nur, wenn man weiß, wie man sie benutzt.
Wer täglich leicht mit Wildschweinborsten ausbürstet, hin und wieder die Kreppbürste vorsichtig einsetzt und bei Bedarf zur Messingbürste greift, hat lange Freude am samtigen Flor seiner Schuhe.
Doch wer grob wird, verliert genau das, was Rauleder so besonders macht: seine feine, lebendige Oberfläche.
Also: Nicht gegen das Leder arbeiten – sondern mit ihm.

