Flucht vor dem 60. Geburtstag
Ach, die glorreichen 60. Ein Alter, in dem man zwischen "Weisheit" und "Wo habe ich meine Brille hingelegt?" hin- und hergerissen ist.
Und während mein Geburtstag unaufhaltsam näher kam, stand ich vor der ultimativen Frage: Sollte ich meine Familie und Freunde mit meiner Anwesenheit beglücken oder mich einfach vor meinem eigenen Festtag davonstehlen?
Ja, die Entscheidung war nicht leicht.
Auf der einen Seite waren die letzten runden Geburtstage in der Familie und von Freunden immer großartige Ereignisse. Wir haben lange gefeiert, geredet, gegessen und getrunken. Zum Teil waren es unvergessliche Ereignisse mit tollen Menschen.
Nicht jeden den man dort traf, wollte man unbedingt sehen, aber den großen Teil schon. Auf der eigenen Feiern kann man zum Glück selektieren und durch eine bewusste Nichteinladung sich gleich den Rest des Lebens von der Zeitverschwendung befreien.
Mit 60 sollte man seine Zeit nur noch mit Menschen teilen, mit denen man eine gute Zeit verbringt.
Andererseits nehme ich jede Gelegenheit wahr, mir eine kleine Auszeit zu gönnen. Etwas anderes zu sehen oder ganz selten einfach mal nichts zu tun. Aber nie eine Auszeit von meiner Frau, sie will ich immer dabei haben. Der 60. wäre ein idealer Anlass für eine Auszeit.
Während ich so viele Wochen unentschlossen war, wurde mir klar, dass ich einfach nur vor meiner Unentschlossenheit fliehen muss und eine Entscheidung treffen sollte.
Die Entscheidung war dann sehr einfach. Ich musste vor nichts und niemandem fliehen. Vor seinem Geburtstag kann man sowieso nicht fliehen, der kommt, ob man will oder nicht.
Aber ich konnte frei entscheiden, wie, wo und mit wem ich meinen Geburtstag verbringen wollte.
Ich entschied mich für ein Wochenende in Griechenland mit meiner Frau. Es ergab sich, dass der Junior auch noch mit kam. So wurde es ein entspannter Geburtstag am Pool mit viel Sonne.
Alle Menschen, die mir wichtig sind, kann ich, wenn ich will, das ganze Jahr über sehen. Dafür brauche ich keinen Geburtstag.